Wenn Worte eine Welt zerstören…

Jeder hat es erlebt. Worte können verletzen und die kleine Welt von uns zerstören. Wir haben alle die Erfahrung in unserer Kindheit oder Jugendzeit gemacht, dass andere Menschen zu uns gemein waren, mit wahllosen Worten um sich schmissen, die sich in unser Gedächtnis eingebrannt haben. Manchmal passiert dies auch heute noch, aber ich behaupte mal, dass man als Erwachsener anders mit solchen Situationen umgehen kann.

Wenn du stirbst…

Inspiriert hat mich für dieses Posting mein heutiger Kinobesuch. Auch wenn es Netflix und co. mittlerweile leicht gemacht haben, Filme und Serien täglich nach Lust und Laune zu sehen, liebe ich es ins Kino zu gehen. Die Atmosphäre ist besonders und man lässt sich auf den Film komplett ein. Den Film, den ich heute gesehen habe, hatte eine schöne aber auch traurige Message. Ich möchte euch jetzt keine Filmrezension von “Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei sagen sie” geben (BTW: Längster Filmtitel ever 😂 ), sondern ich möchte über meine Gedanken sprechen, die mich danach nun beschäftigen. Ich glaube, deswegen bin ich auch Blogger geworden. Ich reflektiere gerne Geschehnisse und Erfahrungen und in solchen Momenten sprudeln die Worte nur so aus mir raus.

Die Pummelballerina 😂

Ich kann mich noch genau daran erinnern, als meine Ballettlehrerin zu meiner Mutter beiläufig gesagt hat, dass ich wohl etwas zugenommen hätte und mein Tutu nicht mehr so gut sitzt. Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mir noch nicht mal Gedanken über meinen Körper gemacht, so wie es sich für ein Kind auch gehört. An dem Tag änderte sich das. Die Frau kann sich wahrscheinlich nicht mal mehr an meinen Namen erinnern, aber ich sehe die Situation bildlich vor Augen, als wenn es gestern gewesen wäre.

Wir kennen das wohl selbst, dass wir Dinge sagen, die wir vielleicht gar nicht so meinen – oder vielleicht meinen wir sie auch, aber wir sind uns nicht darüber im Klaren, was für Auswirkungen dies haben kann.

Der Film hatte die Message – so interpretiere ich es – dass wir jeden Tag auf’s Neue unser Leben positiv nutzen sollen und dies ist nicht nur auf uns selbst bezogen, sondern dass wir die Augen aufmachen sollen und den Menschen in unserem Umfeld ein gutes Gefühl geben sollen. Wenn jeder Mensch so handeln würde, würde es keinen Streit und keinen Krieg mehr geben. Eine schöne Wunschvorstellung, die wahrscheinlich nie in Erfüllung gehen wird, aber wir sind selbst dafür verantwortlich unser Leben zu gestalten und genauso sind wir auch dafür verantwortlich, wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen.

Ein Feuer fängt mit Funken an..

Ich weiß auch, dass es als pubertierender Jungendlicher oder auch als Kind wahrscheinlich schwer nachvollziehbar ist, dass es nicht cool ist, die Schwachen zu ärgern. Ich habe beide Seiten erlebt. Bis zur 4ten Klasse war ich unfassbar selbstbewusst und ich hatte eine große Klappe. Es gab da dieses Mädchen in unserer Klasse, die nicht so reif war wie wir. Sie war nicht so schlau und spielte noch mit Kuscheltieren.

Heute weiß ich, dass sie ein Frühchen war und es daher ganz normal war, dass sie ein wenig länger brauchte als wir. Für uns war es aber einfach merkwürdig, wenn wir uns Dr. Sommer in der Bravo durchlasen und sie mit ihrem Plüschhund an der Leine durch die Gegend lief. Meine Mädelsclique und ich lachten ständig über sie und waren auch richtig fies. Was wir alles gesagt haben, weiß ich gar nicht mehr genau, aber eins weiß ich genau: Sie sieht die Situationen sicherlich bildlich vor Augen, als wenn es gestern gewesen wäre.

Die Macht der Worte

Menschen unterschätzen was für eine unfassbare Macht Worte haben können. Und gerade als Kind denkt man nicht darüber nach, was man sagt oder wie man handelt und was dies für Konsequenten haben kann. Als ich in die Mittelstufe kam, änderte sich mein Aussehen. Ich kam in die Pubertät und meine Zahnspange und die Pickel halfen auch nicht dabei, dass ich mich wohler in meiner Haut fühlte.  😉  Dazu kamen 5 Kilos, die mir mein letztes Selbstbewusstsein raubten. Ich hatte eine blöde Phase, in der ich nicht mit den Veränderungen meines Körpers klar kam und ich fing an mich zu verstecken. Beim Sportunterricht hatte ich entweder mein Sportzeug vergessen oder ich zog mich schnell in der Toilette um.

Natürlich fiel das auch meinen Mitschülerinnen irgendwann auf und es wurde angefangen darüber zu lachen. Diese Blicke und das Verhalten der anderen trugen natürlich dazu bei, dass ich noch weniger bereit war, über meinen Schatten zu springen. Es war wie ein Teufelskreis und jede Woche auf’s Neue überlegte ich, was ich tue. Sollte ich mutig sein und mich in der Umkleide umziehen? Dann sehen mich aber alle an, weil ich mich sonst nie vor ihnen umgezogen habe. Und genau DAS wollte ich ja vermeiden. Wenn ich es aber nicht tue, dann lachen sie weiter. Die Mädels waren größtenteils Freundinnen von mir und sie meinten es auch gar nicht böse, aber für mich haben sie es – in diesem Moment – noch schlimmer gemacht.

Ich bin ihnen keineswegs böse deswegen, weil ich weiß, dass wenn ich nicht diese Person gewesen wäre, wahrscheinlich mitgelacht hätte. Jeder hat halt seine Macken, Ängste und Empfindungen. Und wenn man selbst anders ist, kann man manch Verhalten nicht verstehen. Als Teenager ist man halt noch nicht reif genug, um immer richtig zu handeln und vielleicht zu verstehen, warum Menschen bestimmt Dinge tun.

Meine Erfahrungen sind wahrscheinlich nichts gegen die von anderen. Es gibt Kinder, die machen in ihrer Schulzeit die Hölle durch. Sie werden jahrelang verprügelt und gehänselt und vielleicht sind auch du und ich einer dieser Menschen, die dazu beigetragen haben. Vielleicht nicht bewusst, aber es reicht schon, wenn man mitlacht oder weg sieht.

Der kleine Fettsack

Gerade letztens habe ich mich mit einer Freundin über dieses Thema unterhalten und sie hat mir von einer Situation erzählt, in der sie auch als Erwachsene falsch gehandelt hat. Sie war mit ihrem Freund auf einer Veranstaltung, wo man ein Spiel spielen konnte und es gab da eine kleine Gruppe von Kindern, die sich immer wieder vorgedrängelt haben. Da die beiden unter Zeitdruck waren, ihr Freund jedoch unbedingt noch dran kommen wollte, war sie irgendwann so genervt, dass sie lautstark zu einem kleinen, dicken Jungen sagte, dass der “Fettsack sich mal nicht immer vordrängeln soll”. Erst im Nachhinein war ihr klar, was sie damit angerichtet hatte und dass es nicht richtig war. Sie meinte, dass es sie in dem Moment wütend war und nicht über ihre Worte nachgedacht hat. Aber der kleine Junge sieht die Situation sicherlich bildlich vor Augen, als wenn es gestern gewesen wäre.

Man sagt sprichwörtlich jeder ist seines Glückes Schmied

…aber wir sind nicht nur für unser eigenes Glück verantwortlich, sondern auch für das unserer Mitmenschen und das sollte uns täglich bewusst sein. Ich spreche die ganze Zeit nur von Kindern, aber auch wir Erwachsenen benehmen uns manchmal noch wie pubertierende Teenager. Wir haben nur mittlerweile einen dicken Schutzpanzer aufgebaut, der uns diese Empfindungen vielleicht nicht so stark spüren lässt. Unterbewusst macht sich dieses unangenehme Gefühl dann aber doch breit.

Ich kenne das nur zu gut, wenn ich auf einem Event war, wo ich von etlichen Augen begutachtet wurde und ich ohne ein Wort gespürt habe, dass gewisse Personen schlecht über mich denken. Ich bin ein Mensch mit einer sehr stark ausgeprägten Empathie. Das habe ich erst als Erwachsene herausgefunden und verstanden, warum ich mich nach manch Situationen so beschissen fühle. Ich merke auch ohne Worte, wenn mich jemand nicht mag oder mir nichts Gutes möchte. Das ist aber ein Thema, was schon wieder in eine andere Richtung abschweift. Darüber könnte ich ein Buch schreiben, so viel könnte ich euch dazu erzählen.

Positive vibes 💁

Wir sollten viel öfter Menschen in unserer Umgebung etwas positives geben, ob wir sie kennen oder nicht. Ich habe schon oft die Situation gehabt, dass ich eine Person sah und still dachte: “Wow, was für eine tolle Ausstrahlung” oder “diese Frau trägt ein wunderschönes Kleid”. Im Nachhinein denke ich mir dann, dass es schade ist, dass ich es ihr nicht einfach gesagt habe, egal ob in der Bahn, auf der Straße oder im Supermarkt. Ich bin mir sicher, dass die Frau im Kleid danach mit einem Lächeln im Gesicht nach Hause gegangen wäre. Und ich wahrscheinlich auch. In diesem Moment gerade, in dem ich darüber schreibe, bin ich mir ganz sicher, dass ich dies ändern und einfach machen muss und weniger nachdenken sollte! Es gibt so viel Leid in unserer Welt und wir können nicht als einzelne Person verhindern, dass es Krieg und Hunger gibt – aber es ist so leicht, etwas Positives zu geben und den Tag oder sogar das Leben eines Menschen zu verändern!

Zuletzt will ich vielleicht doch noch mal auf den Filmtitel eingehen, denn “wenn wir sterben, zieht unser Leben” anscheinend “an uns vorbei, sagen sie”, und da wäre es doch wunderbar, wenn wir auf ein Leben zurück blicken könnten, in dem wir den Menschen in unserem Umfeld so viel Positives wie möglich gegeben haben wie wir es uns selbst wünschen.

xoxo, Bella Julie.

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